Tour zum schwebenden Engel

Der Wind blies recht ordentlich aus Südwesten und so war die erste Idee, nach Rostock zu fahren. Als Treffpunkt wurde Lahe festgelegt, als Startzeit 4:00Uhr. Zusammen mit Bernd starte ich in 3:30Uhr in der Südstadt. Auf dunklen Wegen fahren wir durch die Eilenriede zum Startpunkt, wo wir pünktlich ankommen.

Zu viert starten wir. Der fünfte im Bunde hat verschlafen und will uns einholen. Kaum sind wir gestartet, als es anfängt zu nieseln. Der Nieselregen wird stärker, so daß wir unsere Regensachen auspacken.

Wir fahren auf relativ großen Straßen über Altwarmbüchen nach Burgdorf. Je spärlicher die Straßenbeleuchtung wird, desto mehr weist uns die heller werdende Dämmerung den Weg. Nach einer knappen Stunde und den ersten 25km können wir die Regensachen wieder ausziehen.

Gegen 6Uhr sind wir in Hohnhorst. Irgendwo hier in der Gegend strömt uns der Duft einer Bäckekerei in die Nase. Wir haben etwa 50 Kilometer hinter uns als die Welt langsam erwacht.

Weiter geht es über Steinhorst und Lüsche zur B4. Die ist viertel vor suieben noch befahrbar ruhig. Ein paar Minuten legen wir nach den ersten 72 Kilometern eine viertelstündigen Pause ein. Gestärkt von einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in Spakenhorst können wir nun dem Gipfel der Tour mit seinen 130m üNN getrost entgegen sehen, der uns erwartet, nachdem wir bei Behren die B4 wieder verlassen. Jetzt kommen wir in den Genuß des Rückenwindes.

Den nächsten Stop legen wir bei Kilometer 111 ein. Das ist zwischen Bruchwedel und Testorf. Einmal Austreten bitte, kurz einen Riegel nachschieben und weiter geht es. Und schon werden wir wieder nass. Diesmal kommt der Regen aber mehr von der Seite: Von einer Beregnungsanlage auf einem Feld.

Kurz vor Pommoissel sind wir uns nicht sicher, ob wir die B216 umgehen können. Wir probieren einen Weg aus, kehren jedoch nach ein paar Metern wieder um. Von hier aus ist es nicht mehr weit zur Elbe, über die wir bei Neu Darchau übersetzen. Inzwischen ist es kurz vor 10Uhr und wir haben 145km in den Beinen.

Auf der anderen Elbseite in Neuhaus legen wir eine etwas längere Frühstückspause ein. Beim Bäcker gibt es leckeren Kuchen und die Radflaschen wollen auch wieder gefüllt werden.

Bis Schwerin fahren wir nun ohne Pause durch. Gegen 13:30Uhr haben wir Schwerin schon fast wieder durchqueert. Einer von uns vieren hat einen Durchhänger, ein anderer meint, daß 210km doch auch genug seien. Doch die Mehrheit von uns möchte noch nach Güstrow. Nach einer halbstündigen Pause machen wir uns auf zur letzten Etappe, haben aber mit einer Gangschaltung und mit geänderter Wegführung zu kämpfen.

Als wir nach einer netten und welligen Strecke auf kleinen Sträßchen auf die B104 stoßen, bläst der Rückenwind noch mal ordentlich. Doch er bläst auch eine Regenfront herbei, die uns 30km vor dem Ziel noch mal ordentlich durchweicht. Wir haben keine Alternative, der nächste Bahnhof ist in Güstrow. Die nun folgenden 20km werden sehr naß und sehr unangenehm. Als wollte uns jemand versöhnlich stimmen, kommt etwa zehn Kilometer vor Güstrow die Sonne raus und trocknet uns wieder. Bei strahlenden Sonnenschein fahren wir in Güstrow ein. Den Dom haben wir bald gefunden und können auch noch kurz einen Blick auf den Schwebenden von Ernst Barlach werfen.

Von Lahe waren wir 280km unterwegs. Die An- und Abfahrten mitgerechnet saßen wir 300km auf unseren Rädern. Es ist kurn nach halb fünf, als wir zum Bahnhof aufbrechen. Wir müssen uns ein wenig sputen, denn der Zug fährt ein paar Minuten nach 17Uhr. Zehn Minuten später müssen wir schon wieder umsteigen. Doch der Zug von Rostock nach Hamburg hat baustellenbedingt 5 Minuen Verspätung. Die wird uns noch Freude bringen.

Der Zug in Büchow wartet nicht. So bleiben wir im Zug nach Hamburg sitzen. Dort haben wir bald einen Anschluß per Metronom nach Ülzen. Den planmäßigen Aufenhalt von einer Stunde überbrücken wir in der Bahnhofsgaststätte. Doch es soll nicht bei einer Stunde Aufenthalt bleiben. Der Zug von Ülzen nach Hannover ist der letzte für heute. Er muß auf einen weiteren Metronom von Hamburg warten. Doch der kommt wegen einer Streckensperrung aufgrund eines Personenschadens nicht pünktlich. So sind wir gegen Mitternacht anstelle von 21:45Uhr wieder zu Hause.