Auf den Spuren von Jan

Eine Woche vor der Tour war die Prognose der Windrichtung noch mit Wind aus West angegeben. Das hätte als Ziel Berlin bedeutet. Aufgrund des diesjährigen Hochwassers wäre das aber unmöglich gewesen. Auch das Ausweichen auf Leipzig wäre durch die hochwasserbedingten Zugumleitungen vermutlich sehr schwierig geworden.
Aber dann wurde Wind aus Südwest vorausgesagt, die Hansestadt Rostock als Ziel festgelegt und dabei blieb es dann auch.
Von den angemeldeten neun Radfahrern, machten sich am frühen Morgen des 22.06. immerhin sieben auf den Weg.

In diesem Jahr starteten wir fast pünktlich 4:30Uhr in Hannover-Lahe. Ich selbst machte mich 4:00Uhr auf den Weg, um rechtzeitig am 9km entfernten Treffpunkt anzukommen. Der Weg durch die Eilenriede war zwar etwas abenteuerlich, doch in der Dämmerung war es hell genug, um die Wege erahnen zu können.

Die Wetterprognose für den Tag war gut und es blieb dabei. Wenn es im Wendland eine Weile doch noch nach Niederschlag aussah, blieb es den ganzen Tag über trocken. Immer mal wieder kam die Sonne zum Vorschein. Die Temperatur stieg jedoch nicht viel über 22°C. Die heißen Tage ein paar Tage vorher, wären für unsere Tour nicht so geeignet gewesen.
Alle Räder liefen wie am Schnürchen, das angepeilte Ziel wurde gut vor dem letzten Zug erreicht. Der Wind, wenn auch anfangs etwas schwach, blies nach dem Mittag ganz ordentlich. Hier könnte mein Tourbericht schon wieder zu Ende sein.

Über Burgdorf ging es teils auf kleinen Wirtschaftswegen weiträumig an Celle vorbei in Richtung B4. Kurz bevor wir diese erreichten, kamen wir nach rund zweieinhalb Stunden Fahrt an einem idyllisch gelegen Rastplatz vorbei. Aus einer geruhsamen Brötchenpause wurde dann aber nichts. Denn kaum hatten wir uns niedergelassen, stürzten sich die Mücken auf uns. So gab es die richtige Frühstückspause erst zwei Stunden später in Clenze. In diesen zwei Stunden war nicht immer auszumachen, woher der Wind blies. Manchmal hatte ich den Eindruck, er käme von vorn. Aber vielleicht war er auch nur so schwach, daß ich den Fahrtwind deutlicher spürte.

Der Kaffee zum Frühstück tat gut, die Sonne zeigte sich nun auch immer mal wieder. Wer rastet, der rostet. Nach dem Auffüllen der Wasservorräte ging es weiter in Richtung Dömitz, wo wir die Elbe überqueren wollten.

Nach sechseinhalb Stunden Fahrt, erreichten wir die Brücke auf der die B191 über die Elbe geführt wird. Der hohe Wasserpegel macht einen sprachlos.

Eine Weile blieben wir jetzt auf dem Radweg neben der B191. Auf dem ersten Stück wies dieser ziemlich gemeine Querrillen auf. Später schlängelte er sich durch den Wald. Dieser Weg verlangte uns einiges an Konzentration ab, schließlich waren wir recht schnell unterwegs. Glücklicherweise kannte Bernd eine alternative Route nach Ludwigslust. In Glaisin bogen wir eine Straße zu früh ein, was uns ein paar hundert Meter Kopfsteinpflaster bescherte. Der Rest der Strecke nach Ludwigslust war von der Vorfreude auf die Mittagspause geprägt.

Doch bevor wir uns nach 194km Fahrt gegen 13Uhr eine Mittagspause gönnten, stand noch etwas Kultur auf dem Programm. Die Kirche in Ludwigslust ist einen Besuch wert. Das Gemälde über dem Altar ist wirklich beeindruckend. Doch der Magen knurrte und die Zeit drängte.

Beim nächsten Streckenabschnitt waren die Fahrer mit den GPS-Geräten gefragt. Sowohl R. als auch ich, hatten eine Route von Ludwigslust bis nach Rostock ausgearbeitet. Allerdings hatte ich mir am Vorabend eine neue OSM-Karte auf meinen Garmin Edge geladen. Ob es daran lag, oder an etwas anderem: Das Gerät lies sich nicht bewegen, die Abbiegehinweise anzuzeigen. Es zeigte nur die Richtung und die Luftlinienentfernung bis zum Zielpunkt auf der Kompassrose. Beim Versuch, die Route auf die Karte zu kopieren, schaltete sich das Gerät einfach aus. Auch R. war nicht viel besser dran. Ein paar Kilometer aus Ludwigslust heraus, führte seine Route auf einen Waldweg. Glücklicherweise hatte ich meine Route grob im Kopf und auch Bernd konnte das auf seiner Karte nachvollziehen. Schließlich gelang es mir doch noch, die ausgearbeitete Route wenigstens auf der Karte farbig zu markieren. Das war eine gute Unterstützung.

Ich begann zu rechnen, ob wir die verbleibenden veranschlagten 118km bis nach Rostock noch schaffen könnten. Wenn auch unsere Kräfte nachließen und die Strecke welliger wurde, so frischte jetzt der Wind auf und unterstützte uns gut.

Hin- und wieder war eine der Ortsdurchfahrten gepflastert, doch immer war das nach wenigen hundert Metern wieder vorbei. Auch blieben wir von den Betonplattenwegen verschont. In Sternberg wäre es Zeit für eine weiter Pause gewesen. Mit Blick auf die Uhr wurde daraus jedoch nur ein kurzer Stop.

Nun der Route von R. folgend, stießen wir kurz hinter Bützow auf einen Radweg nach Schwaan. Dieser war von überraschend guter Qualität. Zwar sahen wir immer wieder Wegweiser nach Schwaan, wir fuhren aber letzten Endes an Schwaan vorbei direkt Benitz.

Das Ziel nun schon fast vor Augen, war die recht wellige Strecke noch gut zu bewältigen. Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß auf diesen Strecken der ein oder andere spätere Profiradsportler in seiner Jugend trainiert hat.

Die Ausschilderung der Radwege war etwas merkwürdig. Ein Schild wies den Rostocker Hauptbahnhof mit 14.5km Entfernung aus. Ein weiteres Schild, was Radfahrern den Weg zum Bahnhof weist, konnte ich jedoch nicht entdecken. Wir fanden den Weg auch so und passierten wenige Minuten nach 18Uhr das Ortseingangsschild der Hansestadt. Wenig später stellten wir uns schon für das Gruppenfoto am Bahnhof auf.

Nach knapp vierzehn Stunden fahrt hatten wir unser Ziel erreicht

Regen gab es an diesem Tag auch noch, aber erst, als wir im Zug nach Hause saßen. Über Hamburg ging es nach Hannover zurück. Gegen Mitternacht kamen wir mit neun Minuten Verspätung an. Genau in dem Augenblick, als meine Straßenbahn abfuhr.

So trat ich die Heimfahrt mit dem Rad an und hatte am Ende des Tages 320km mehr auf meinem Tacho stehen.